Die n?chsten Minuten folge ich still dem Pfad. Nur das knistern des Feuers begleitet mich. Bald darauf vernehme ich vereinzelte Ger?usche und schlie?lich ein quieken, welches durch Mark und Bein geht. Was zur H?lle war das denn? Langsam schleiche ich voran und sp?he schlie?lich vorsichtig in eine H?hle. Der Raum ist gr??er als gedacht. Mein Ausgang befindet sich etwa auf halber H?he des Raumes. Ein breiter Weg führt der Wand entlang hinauf und mündet in mehreren schwarzen L?chern. Gut fünf Meter unter mir erstreckt sich ebene Fl?che. Allerdings reicht das Licht der Fackeln nicht um zu erkennen wie gro? die H?hle wohl ist. Was ich sehr wohl erkennen kann, ist die Quelle des furchtbaren quiekens. Auf dem Plateau streiten zwei Ratten um einen Kadaver. Würden sie sich nicht die ganze Zeit um die Beute raufen, h?tte ich sie vermutlich übersehen. Die Biester sind riesig, sch?tzungsweise einen Meter lang!
In einem solchen Moment wünsche ich mir, selber eine Fackel in der Hand zu halten um die Situation besser sehen zu k?nnen. Allerdings waren meine Versuche auf den Weg hierher erfolglos. Egal wie sehr ich mich auch abmühe, die Fackeln bewegen sich nicht einen Millimeter aus ihrer Halterung. Wenn ich genauer darüber nachdenke, ist es vielleicht auch besser so. Viele Kreaturen scheuen das Feuer, Andere wiederum macht es noch aggressiver. Immerhin haben mich die Biester noch nicht bemerkt, weshalb ich mich traue sie zu identifizieren.
Die Ratten scheinen davon nichts mitbekommen zu haben und ich gehe meine Optionen durch. Ich k?nnte versuchen in einen der oben gelegen Tunnel zu gelangen, w?hrend sie miteinander besch?ftigt sind. Allerdings haben Ratten für gew?hnlich ein hervorragendes Geh?r und ich traue mir nicht zu, v?llig lautlos unterwegs zu sein. Selbst wenn mir das gelingen sollte, wei? ich nicht, was mich im n?chsten Tunnel erwartet. Vielleicht laufe ich schnurstracks in die n?chste Sackgasse oder schlimmer noch, in ein ganzes Rudel Nager. Stattdessen verharre ich in meiner Position und beobachte den Kampf.
Auch wenn für mich die Ratten identisch aussehen, scheinen Beide unterschiedlich kr?ftig zu sein. Die Level 2 Ratte bemüht sich zwar nach Leibeskr?ften, aber je l?nger der Kampf dauert, desto besser sieht es für seinen Level 3 Rivalen aus. Dennoch kommt auch er nicht ohne Wunden aus. Stellenweise fehlt ihm Fell und irgendetwas stimmt nicht mit seiner rechten Vorderpfote. Zumindest belastet der Nager diese eigenartig. Sein Kontrahent ist allerdings am Ende seiner Kr?fte. Das Fell ist v?llig zerpflückt und selbst im fahlen Licht meine ich Blut sehen zu k?nnen. Ein gro?er Teil von seinem Schwanz fehlt komplett. In einem letzten, verzweifelten Versuch stürzt das Biest sich auf seinen Gegenüber. Nach einigen Sekunden h?re ich ein merkwürdiges Gurgel und danach rührt sich nur noch die Level 3 Ratte. Doch das letzte Gefecht scheint auch den Gewinner weiter in Mitleidenschaft gezogen zu haben, sie hinkt. Nur langsam bewegt sie sich zurück zu dem leblosen Klumpen den ich für einen Kadaver halte.
Ich kann das Adrenalin in mir f?rmlich spüren. So etwas bekommt man nicht aller Tage zu sehen! Doch meine Intuition r?t mir jetzt zu handeln. Die Ratte ist schwer verletzt und vom Kampf ersch?pft, entweder jetzt oder nie! Ich kralle mir einen losen Erdklumpen und warte bis mein Ziel noch etwas n?her gekommen ist. Schlie?lich werfe ich den Klumpen in die Dunkelheit. Wie zu erwarten war, schrickt die Ratte auf und quiekt in Richtung des Ger?usches, unsicher ob sich ein neuer Rivale traut ihr ihre Beute streitig zu machen. Doch ihr Feind naht aus der anderen Richtung. So schnell wie mir m?glich springe ich auf und sause den Weg hinab. Die Ratte bemerkt mich natürlich umgehend und dreht sich in meine Richtung. Die Ablenkung hat mir aber zumindest genug Zeit verschafft um ihr nahe zu kommen. Statt ihre scharfen Krallen zu benutzen, versucht sie mich zu beissen. Doch selbst meinereiner kann diesem langsamen Angriff ausweichen. Ich erwidere mit einem Faustschlag auf die Nase. Die Ratte taumelt zurück und schüttelt sich kurz. Diese Verwirrung lasse ich mir nicht entgehen! Mit einem gro?en Schritt stehe ich direkt neben der Ratte und trete ihr mit voller Kraft in die Bauchseite. Diese Entscheidung erweist sich als nicht besonders klug. Bevor ich mich über meinen erfolgreichen Angriff freuen kann, gibt mir die Ratte mit ihrem Schwanz einen kr?ftigen Peitschenhieb mit.
Nicht das ich die Mitteilung wirklich registriere. Ich finde mich pl?tzlich auf den Boden liegend wieder. Wo bin ich? Was ist passiert? Ein quieken rei?t mich aus meiner D?mmerung und ich rolle aus Instinkt zur Seite. Der dumpfe Aufschlag neben mir zeugt zumindest davon, dass ich mich auf meine Instinkte verlassen kann. Schnell wieder aufgerappelt beobachte ich meinen Gegner. Die Ratte scheint sich ebenfalls für den Moment mit dem anstarren begnügen zu wollen. Von nahen wirkt der Nager noch gr??er. Das pechschwarze Fell ist befleckt mit Blut. Mein Blick f?llt auf die Vorderpfote. Meine Vermutung, dass die Pfote gebrochen ist, scheint richtig zu sein. Auch jetzt belastet das Tier diese nur minimal und auch zuvor w?re ein Klauenangriff wesentlich bedrohlicher gewesen als ein Biss. Gleichzeitig scheint mein Tritt den Nager nicht beeindruckt zu haben.
Nerv?s balle ich die Hand zur Faust. Solange ich den Schwanz nicht aus den Augen lasse, kann ich es schaffen. Ich sprinte auf das Tier zu. Im n?chsten Moment hechte ich zur Seite, w?hrend der Schwanz an mir vorbei pfeift. Meine Chance! Mit voller Wucht schl?gt mein Handschuh im Gesicht der Ratte ein. Ich h?re einen Knochen brechen und das Tier taumelt erneut benommen zurück. Sofort bin ich wieder neben der Ratte und schlage weiter auf den Kopf ein. Es spritzt Blut und das Biest wehrt sich verzweifelt aber ich lasse nicht locker.
Ersch?pft lasse ich schlie?lich von der Ratte ab. Das Tier rührt sich nicht mehr. Mein Blick f?llt auf den Kopf des Tieres und ein nicht zu kontrollierender Würgereiz überkommt mich.
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Ersch?pft sacke ich zusammen. Wie gel?hmt starre ich ins Leere. Vor meinen inneren Auge rasen die Ereignisse noch einmal vorbei und so langsam realisiere ich, was da wirklich gerade passiert ist. Mein linker Arm fühlt sich taub an. Eine tiefe, blutende Wunde zieht sich über meinen Unterarm, verfluchtes Mistvieh! Wenn ich die Blutung nicht stoppe, kann ich mich direkt neben die Ratte legen. Ungeschickt zerreisse ich mein Leinenhemd und fertige einen provisionen Verband. Beim anlegen wird mir vor lauter Schmerz fast schwarz vor Augen. Mein K?rper m?chte hier erst einmal ein Weilchen sitzen bleiben und sich ausruhen. Doch mein Verstand r?t mir die Beine in die Hand zu nehmen. Ich weiss nicht viel über Ratten aber diese Tiere leben definitiv in Gruppen. Unter Schmerzen richte ich mich also auf und stapfe zurück in die mir vertraute Sackgasse. Da mich die Ratten dort vorher nicht besucht haben, ist meine Hoffnung, dass sie es auch jetzt nicht tun.
Ich weiss nicht genau wie weit mich meine Beine tragen aber auch sie sind angeschlagen und brauchen eine Pause. Erneut an einer Wand sitzend, versuche ich mich zu entspannen. Um mich von meinen erb?rmlichen Zustand abzulenken, ?ffne ich meinen Status.
Verwundert schaue ich auf meine Lebenspunkte. Wann wurde ich vergiftet? Pl?tzlich f?llt es mir wie Schuppen von den Augen und ich erinnere mich an die Nachricht der Stimme. Die Ratte hat mich vergiftet und das Gift fügt mir innerhalb der n?chsten Stunde 2 Schaden zu. Da das Gift zwei Stunden lang anh?lt bedeutet das…. “Ich werde hier sterben.” Die Erkenntnis trifft mich h?rter als der Peitschenhieb der Ratte. Natürlich kann ich mir nicht sicher sein, was passiert wenn jemand keine Lebenspunkte mehr hat. Allerdings ist dies für mich die einzig logische Antwort. Wer keine Lebenspunkte mehr hat, kann nicht mehr leben. Ein bitteres Lachen erschallt durch den H?hlengang. Was für ein Idiot ich doch bin. Warum habe ich nicht versucht an der Ratte vorbei zu schleichen? Doch mein Instinkt sagt mir nach wie vor, dass es die richtige Entscheidung war. Ich konnte ja nicht mal unbemerkt in die N?he der Ratte kommen, wie soll ich da von ihr davon schleichen k?nnen? Vor ihr weg zu rennen w?re mit der verletzten Pfote vielleicht m?glich gewesen, aber was wenn ich in andere Artgenossen gelaufen w?re?
Die n?chsten Minuten verbringe ich damit über mein gew?hltes Vorgehen zu grübeln und was ich h?tte anders machen k?nnen. Schlie?lich gebe ich es auf. Ich kann die jetzige Situation nicht mehr ?ndern, also warte ich. Ich weiss nicht genau, worauf ich eigentlich warte. Vielleicht kann mir die Stimme ja aus dem Schlamassel helfen? Still sitze ich in meinem Gang und warte darauf, dass die Zeit vorbei geht. Ich habe keine M?glichkeit zu wissen, wann eine Stunde um ist, weshalb ich regelm??ig meinen Status aufrufe. Die Zeit vergeht qu?lend langsam bis mir schlie?lich eine ?nderung auff?llt.
Irritiert schaue ich auf den Bildschirm. Um sicher zu gehen, konzentriere ich mich auf den Zusatz meiner Lebenspunkte.
Was geht hier vor sich? Ich verstehe es nicht. Vielleicht funktionieren die mir bekannten Regeln der Mathematik hier anders? Langsam w?chst in mir ein Gefühl heran, welches ich so noch nicht kannte, Hoffnung. Vielleicht, ja vielleicht gehe ich doch nicht in dieser elenden H?hle drauf! Ich warte weiter und lausche vorsichtig nach irgendwelchen Ger?uschen. Nahezu besessen schaue ich immer wieder auf meinen Status, bis ich schlie?lich erl?st werde.