Auch in den n?chsten Tagen schaue ich immer mal wieder an der Grenze vorbei. Leider beehrt mich die Magierameise auch nach stundenlangem Warten nicht mit ihrer Pr?senz. Nicht, dass ich ihr einen Vorwurf machen würde. Von seinem energiegeladenen Kollegen aus der Arbeiter-Kaste habe ich erfahren, dass sich die K?nigin wohl auf dem Pfad der Besserung befindet. Folglich gilt es für die Kolonie nun wieder voll und ganz darum, die angebrochene Regenzeit zu überstehen, ihre Grenzen zu verteidigen und verlorenes Territorium zurückzuerobern. Bei solch ambitionierten Pl?nen bleibt nun mal wenig Zeit für einen entspannten Plausch.
Auch mein eigener Fokus liegt nun auf der n?chsten Etappe meiner Rangaufstiegsmissionen.
Einfach gesagt als getan. Ich bin auf dem Weg hierher buchst?blich tausenden Spinnen begegnet und habe davon ganze sechs Stück ausschalten k?nnen. Eine Leistung, zu der nur ein wahrer Rang 1 Magier f?hig w?re. Vermutlich tue ich meinen Kollegen aber mit so einer Aussage Unrecht. Mit einem Manabolzen im Anschlag w?ren sie gegen die Horden an Biestern viel effektiver gewesen. Dennoch h?tten auch sie sich innerhalb von Minuten in Ballast verwandelt. Uns fehlt schlicht und ergreifend die M?glichkeit, irgendetwas gegen eine gro?e Anzahl von Gegnern zu unternehmen.
Der n?chste Schritt w?re, mich einer Patrouille anzuschlie?en und dabei ein paar Spinnen abzustauben. Allerdings ist das Zentrum des Wimmerwalds kein Platz für solche Experimente. Obwohl die Abenteurer in fünfziger Gruppen und mehr ausrücken, sind Todesf?lle keine Seltenheit. Der viele Regen flutet teilweise die H?hlen der Wimmerspinnen und zwingt sie an die Oberfl?che. Was da drau?en abgeht, l?sst meine Erfahrungen im Camp Sieben wie einen Kindergeburtstag erscheinen. Ohne ein Zeitlimit im Nacken kann ich es mir aber diesmal auch leisten, auf den Wahnsinn zu verzichten. Folglich bestehen die n?chsten Wochen für mich haupts?chlich aus k?rperlichem und magischem Training, weiteren Besuchen bei den Ameisen, sowie ausgedehnten Meditationsübungen. Die Ankunft unserer Abl?sung signalisiert schlie?lich das Ende meiner Erholungszeit.
Der Rückweg durch den Wimmerwald ist eine absolute Schlammschlacht. Es ist nass, es ist kalt, die Sicht ist beschissen, überall liegen tote Spinnen herum und die lebenden Exemplare sind so sauer wie eh und je. Obwohl wir dank der anderen Gruppe definitiv weniger Spinnen begegnen, bleibt es eine Erfahrung am Limit.
Von oben bis unten mit Schlamm bedeckt, erreichen wir schlie?lich die Ausl?ufer des Wimmerwaldes. Nicht nur haben wir den Rückweg mit minimalen Verlusten überstanden, mir ist es auch gelungen, die restlichen Spinnen für meine Aufgabe zu t?ten. Für einen Freudentanz fehlt mir jedoch jegliche Energie. Hoffentlich muss ich nie wieder in diese verfickte, grüne H?lle.
Nach meiner Ankunft in Torfbergen und ein paar Tagen der Erholung kümmere ich mich um den n?chsten Schritt. Da sich nicht nur Menschen, sondern auch Tiere aller Art vor dem Wetter verstecken, werde ich mich zuerst um das Pflanzen der B?ume kümmern. Ich entscheide mich schlie?lich für Fichten-Setzlinge. Die kleinen B?umchen sind mit 65 Sil das Stück erschwinglich und k?nnen bereits in dieser Phase ihres Lebens der Witterung trotzen. Das eigentliche Pflanzen nimmt eine Woche meiner Zeit in Anspruch.
Somit muss ich nun nur noch zwei Level 50 Kreaturen unterschiedlicher Rasse und drei Biester dieses Kalibers ohne Hilfe Dritter t?ten. Aus diesem Grund mache ich mich mit Kurt wenig sp?ter in Richtung der Cenit-Krabben auf. An der Grausteingrotte angekommen, macht der Rang 2 Abenteurer mit den harten Schalen der Tiere kurzen Prozess. Clara würde vermutlich vor Scham im Boden versinken, wenn sie sehen k?nnte, wie mühelos der Krieger die Kreaturen auseinandernimmt. Innerhalb der Grotte sto?en wir dann auch auf mehrere Level 50 Exemplare. Ihr harter Panzer erweist sich gegen meinen Zapfensplitter-Schuss genauso ineffektiv wie gegen einen Manabolzen. Drei tote Krabben sp?ter zeigt mir das System aber mal wieder den metaphorischen Mittelfinger.
W?re ja auch zu einfach für die dritte Aufgabe einer Rangaufstiegsmission gewesen! Als Einziger für den Tod des Lebewesens verantwortlich zu sein, reicht offenbar nicht. Warum hat dann eines der Tiere dennoch gez?hlt? Hundertprozentig hat es etwas mit der Anwesenheit Kurts zu tun. Vielleicht ist es eine Frage des Abstandes? “Kannst du versuchen, die linke Seite der H?hle zu erreichen ?” rufe ich ihm zu, w?hrend ich gleichzeitig einem Wasserstrahl ausweiche. “Sonst noch irgendwelche Sonderwünsche?”, schreit der Krieger zurück. Trotzdem kommt Kurt meiner Aufforderung nach und versucht dabei dem Kreuzfeuer bestm?glich zu entgehen: “Sieh lieber zu, dass du langsam mal den Finger ziehst!” Als würde ich unseren Besuch hier absichtlich in die L?nge ziehen wollen. Der Schaden eines Treffers ist zwar überschaubar, doch mit genug Versuchen wird auch Kurt irgendwann den L?ffel abgeben.
Ich zücke einen Manatrank aus meinem Inventar und stürze das Gebr?u herunter. Danach wirke ich ein Rindenschild und einen Zapfensplitter-Schuss und stürme auf mein n?chstes Opfer zu. Die Früchte meines Trainings k?nnen sich sehen lassen. Trotzdem ist meine Kontrolle in dieser Konstellation noch ausbauf?hig. Für ein paar Cenit-Krabben muss es reichen. Ich weiche zwei Projektilen aus, pariere eins und nehme das Letzte mit einem Grummeln hin.
Mein Ziel versucht die restliche Lücke zwischen uns zu schlie?en, doch mein Geschoss ist wesentlich schneller als seine Scherenh?nde.
Sofort beschw?re ich zwei neue Steintannenzapfen, fange mir dafür aber einen weiteren Wasserstrahl in den Oberschenkel.
Das wird einen richtig gro?en, blauen Fleck geben. Ein Blick auf mein Missionsfenster zeigt aber, dass mein Einsatz nicht umsonst war. Unverzüglich sprinte ich zum n?chsten Schalentier, welches das gleiche Schicksal wie sein Vorg?nger erleidet.
“Rückzug Kurt!”, rufe ich ihm zu, w?hrend ich selber bereits die Beine in die Hand nehme. In der Theorie h?tten wir uns die Sache auch wesentlich leichter machen k?nnen. Jedoch w?re dann wohl von den Cenit-Krabben in der Grausteingrotte nicht mehr viel übrig geblieben. Da die Tiere weit weg von Menschen leben und hier niemanden st?ren, gibt es allerdings keinen Grund für ein solches Massaker. Zukünftige Rang 1 Abenteurer sollen sich schlie?lich auch noch an den Biestern die Z?hne ausbei?en k?nnen.
Wieder zurück in Torfbergen gilt es nun nur noch eine Level 50 Kreatur zu t?ten, welche weder eine Spinne, noch eine Krabbe ist. Neben B?ren und W?lfen gibt es aber da drau?en noch ein weiteres Raubtier, das sich anbieten würde. Für Banditen und ?hnliches Gesindel ist die Regenzeit ebenfalls kein Grund zur Freude. Weniger Reisende heisst auch weniger Leute, die man überfallen kann. Besonders clevere Zeitgenossen kommen dann auf die Idee, D?rfer zu plündern. Eine Tatsache, die der Obrigkeit gar nicht gef?llt.
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Die bunt gemischte Abenteurergruppe und ich erreichen Talbrück drei Wochen sp?ter. Das zweihundert Seelendorf befindet sich verst?ndlicherweise in Aufruhr. Die Banditen haben s?ckeweise Kartoffeln, eingelegte Früchte, zwei Schafe und mehrere Flaschen Wein mitgehen lassen. Zus?tzlich haben sie die Einrichtung eines der H?user demoliert und zwei Bauern get?tet. Die Strafen für Raub, Plünderung und Mord sind hoch. Konfrontiert mit jahrelangem Aufenthalt in einem dunklen Loch oder endloser Plackerei als Sklave, wird sich niemand einfach so ergeben. Zuerst gilt es aber einmal, das Gesindel ausfindig zu machen.
W?hrend einige Abenteuer auf gut Glück den Wald durchk?mmen, schlie?e ich mich der gr??ten Gruppe an. Der einzige Rang 2 auf dieser Mission will die Wasserquellen in der Umgebung auf Spuren untersuchen. Eine gute Idee, die uns am zweiten Tag unseres Aufenthalts auf die richtige F?hrte bringt. Der Spur bei dieser Witterung zu folgen ist ein Kinderspiel. Der Unterschlupf der Banditen erweist sich als eine H?hle, wie sie es hier haufenweise gibt. Eine kurze Unterhaltung sp?ter ist klar, dass Aufgeben für diese Leute ein Fremdwort ist. Was für eine überaus erwartbare überraschung!
“Als ob wir Angst vor solchen Mutters?hnchen haben!” wobei der erste Pfeil in unsere Richtung fliegt. “Max, Robin, kümmert euch zügig um den Magier!”, schreit der offensichtliche Anführer der Gruppe seinen M?nnern zu. Der entstandene Kampf wird schnell unübersichtlich. Beide Seiten verfügen über etwa gleich viele M?nner, doch die Banditen verfügen insgesamt wohl über ein leicht h?heres Level. Sobald man dann aber meine Wenigkeit in die Waagschale wirft, sieht es schnell düster für die Banditen aus.
Die g?ngigste aller Strategien ist, die gr??te Schadensquelle schnellstm?glich unsch?dlich zu machen. Wer mit einem Schwert bedroht wird, kann schlie?lich schlecht Zauber wirken. Meine designierte Verteidigung versucht zwar ihr Bestes, kann jedoch gegen mutma?lich Max und Robin nur begrenzt viel Zeit erkaufen. Nicht, dass ich so etwas wirklich brauchen würde. Mit einem Schritt nach vorn befinde ich mich in perfekter Reichweite für einen Zapfensplitter-Schuss. Die Salve pflückt durch den K?rper des Banditen, als w?re er aus Papier. Ich ignoriere die Meldung des Systems und weiche dem weiten Hieb des zweiten Angreifers aus. Der ignorierte Frontk?mpfer hat sich wieder aufgerappelt. Mit seinem gesamten K?rpergewicht dahinter rammt er dem Banditen sein gro?es Schild ins Kreuz. Ein erneutes Salve Steintannenzaofen beendet unser Gerangel.
Mit mehr Freiheiten für die Abenteurer ist nach gut zehn Minuten der Spuk vorbei. Tats?chlich hat sich einer der Banditen ergeben. Trotz seiner zweifellos harten Zukunft verdient der Mann ein Mindestma? an Respekt. Immerhin hat er sich nicht wie seine Kollegen für den einfachen Ausweg entschieden.
Da einen das System für das Prozedere bewusstlos werden l?sst, lehne ich erst einmal ab.
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Rang 1 Level 50 und Rang 2 Level 1? Nun, zun?chst einmal gew?hrt einem das System je nach Klasse einen gewissen Bonus. Ein Frontk?mpfer kann sich zum Beispiel über mehr Vitalit?t freuen, w?hrend ein Bogenschütze mit Geschicklichkeit belohnt wird. In meinem Fall flie?en diese Attributspunkte sehr wahrscheinlich in Einsicht.
Sobald man dann seine neue Spezialisierung gew?hlt hat, wird man allerdings nicht mit einer neuen Fertigkeitenauswahl konfrontiert. Stattdessen gew?hrt einem das System mehrere Privilegien und genau da geht die Schei?e n?mlich los. Nicht alle so erhaltenen Eigenschaften sind vorteilhaft. Im Austausch für entsprechend gute Attribute pro Level und hervorragende Fertigkeiten muss man vielleicht in Zukunft mit zwanzig Prozent weniger Lebenspunkten auskommen.
Anf?lligkeiten gegen gewisse Angriffe oder Magiearten geh?ren neben solchen Attributseinschr?nkungen zu den g?ngigsten negativen Privilegien des zweiten Ranges. Zumindest w?re das der Fall, wenn man versucht, von der gew?hnlichen Kategorie in die Ungew?hnliche zu wechseln. Mein Ziel ist es aber mindestens für eine hochrangige ungew?hnliche Spezialisierung zu gehen, welche mir 10 Attributspunkte pro Level einbringen würde. Alles darüber w?ren dann seltene Optionen, mit allen Vor- und Nachteilen, die das mit sich bringt.
Das System verr?t einem erst die Privilegien einer Spezialisierung, nachdem man diese ausgew?hlt hat. Wenn man also über eine Sammlung von M?glichkeiten wie die Warscher-Familie verfügt, kann man sich eine Menge Fettn?pfchen ersparen. Für den Rest von uns gilt es, die Beschreibung der Optionen bestm?glich zu interpretieren und auf sein Bauchgefühl zu vertrauen.
Zurück in der Sira-Gilde hole ich mir reihenweise Glückwünsche zum Abschluss meiner Rangaufstiegsmissionen ab. Alleine die hartn?ckigen Einladungen auf einen Drink der M?nner abzulehnen, dauert eine halbe Ewigkeit. Nach einem kurzen Plausch mit Marco und Maria, mache ich es mir schlie?lich in meinem Bett gemütlich. Ein kurzer Gedanke reicht aus und die Welt um mich herum verschwindet.
Welche Spezialisierung soll Torben nehmen?